Kapitel 10: Lichtenergie


Das Fitnessstudio ist am Sonntagmorgen noch weitgehend leer, als ich aus der Umkleide trete und mich auf den Weg zu den Trainingsgeräten mache. Beim Sport kann ich wunderbar nachdenken und deshalb scheint mir das jetzt genau die richtige Beschäftigung zu sein.

Ich muss mir dringend einen Plan überlegen wie ich an Informationen komme, die Leo am Ende der kommenden Woche zufriedenstellen werden. Insgeheim hoffe ich ja noch, dass ich stichhaltige Beweise für die Unschuld unserer alten Freunde finde. Die könnte ich Leo unter die Nase halten und er würde nicht Recht behalten. Wir könnten alle wieder Freunde sein, so wie früher.

Ich suche mir ein Laufband aus und beginne mich warmzulaufen. Energie durchströmt meinen Körper und ich beschleunige das Tempo. Während auch mein Herzschlag in Fahrt kommt, lasse ich mir unsere bisherigen Erkenntnisse nocheinmal durch den Kopf gehen.

Leo ist der festen Überzeugung, dass Clara Selbstmord begangen hat und wir sie damals dazu gebracht oder zumindest nicht davor bewahrt haben. Die früheren Aussagen von Tommy und Merlin gegenüber der Polizei hören sich verdächtig an. Warum hielten die beiden damals bei der Vernehmung einen Selbstmord für wahrscheinlich, äußerten sich Leo gegenüber dazu aber immer negativ? Warum waren ihre Aussagen nahezu identisch im Wortlaut?

 

Die beiden sind bisher mein einziger Anhaltspunkt. Und da Tommy in San Myshuno lebt, muss ich wohl bei Merlin ansetzen. Ich erhöhe noch etwas die Geschwindigkeit, um einen kleinen Sprint hinzulegen, dann beende ich das Lauftraining und begebe mich in den Kraftraum.

Die Schwierigkeit wird sein, Merlin Informationen zu entlocken, ohne dass er Verdacht schöpft, ich könnte mich auf Leos Seite geschlagen haben.

"Kann ich Ihnen behilflich sein?"

Ich drehe mich um und entdecke einen jungen Mann, der kurz nach mir in den Raum gekommen sein muss und mir nun skeptisch dabei zusieht wie ich die Kraftstation für mein Training einstelle.

"Nein danke, alles gut", antworte ich freundlich und beginne mit dem Krafttraining, während der junge Mann nicht weit entfernt zu boxen beginnt.

Ich weiß nicht wo Merlin wohnt. Aber ich kenne seinen Arbeitsort, das Restaurant La Liz. Ich könnte so tun, als wenn ich mich zufällig in der Nähe aufhalten würde und ihn dann nach der Arbeit abpassen. Ein unverfängliches Gespräch beginnen. Auf die Nacht von damals zu sprechen kommen. Aber warum sollte er mit mir darüber reden wollen? Wir haben uns 10 Jahre nicht mehr gesehen.

"Lust auf einen kleinen Wettkampf an der Kletterwand?"

Der junge Mann steht plötzlich wieder vor mir. Hatte der nicht auch gerade eben erst mit dem Training begonnen?

"Ähh..." Ich sehe ihn verständnislos an, während ich ungerührt weiter die Gewichte stemme.

"Die Kletterwand. Das neue Highlight hier im Studio!" Er lächelt selbstbewusst und lässt mich keinen Moment aus den Augen.

"Ich wollte eigentlich noch ein bisschen hier trainieren." Sein Blick verunsichert mich. Was will der von mir?

"Na gut. Ich dachte nur... das ist ja auch Krafttraining, macht nur viel mehr Spaß." Er zwinkert mir zu und ich werde rot. 

Ist der Typ etwa auf einen Flirt aus?

Ich halte inne und atme einmal tief durch. Dabei versuche ich so unauffällig wie möglich den Kerl zu mustern. Er entspricht genau dem Klischee von Mann, dem ich auch sonst so in Fitnessstudios für gewöhnlich begegne. Eigentlich gar nicht mein Geschmack, aber er macht einen anständigen Eindruck.

"Okay, aber nur eine Runde!"

Er scheint erleichtert zu sein und reicht mir seine Hand. "Ich bin Vinny."

Ich ergreife sie und bin überrascht von dem sachten Händedruck. "Freut mich, ich bin Joelle."

Zusammen machen wir uns auf den Weg zu den Kletterwänden.

"Ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du neu in der Stadt?", fragt Vinny und hält mir die Tür auf.

Ich bedanke mich mit einem Lächeln. "Ja und Nein. Ich bin hier aufgewachsen, dann aber weggezogen. Ich bin erst wieder seit kurzem zurück in Windenburg."

"Schön, also quasi zurück in die gute alte Heimat?" Er grinst und ich will etwas erwidern, aber da kommt uns eine Gruppe hysterisch quiekender Teenager-Mädchen entgegen, durch die wir uns hindurch kämpfen müssen und ich lasse es.

Kurz darauf stehen wir im Trainingsraum mit den Kletterwänden.

"Wow, die sehen ja klasse aus!", rufe ich und laufe um die Konstruktion herum.

"Ja, oder? Sind wie gesagt ganz neu. Ich war auch erst einmal drauf."

"Dann leg mal vor!" Ich gehe einige Schritte zur Seite und verschränke die Arme.

"Wie du meinst!" Vinny dehnt noch einmal seine Arme, dann legt er los. Gebannt sehe ich ihm dabei zu wie er sich geschickt nach oben hangelt.

Nach einiger Zeit ist er völlig aus der Puste und steht nach Luft ringend neben mir. "Okay, und jetzt du!"

Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Voller Vorfreude springe ich an die Kletterwand, doch schon nach wenigen Sekunden wird mir klar, dass das kein Zuckerschlecken wird.

"Wow, das hat echt Spaß gemacht!" Wir klatschen und ab und Vinny reicht mir ein Handtuch, mit dem ich mir den Schweiß vom Gesicht tupfe.

"Das können wir gerne öfter machen", schlägt Vinny vor und lacht.

Plötzlich kommt mir eine verrückte Idee. Die Wahrscheinlichkeit Merlin heute Nacht nach seiner Arbeit erfolgreich abpassen zu können erscheint mir verschwindend gering. Warum also nicht...

"Hast du Lust heute Abend mit mir etwas essen zu gehen?" Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, bereue ich sie auch schon.

Vinny schaut mich überrascht an. Freudig überrascht.

"Ja klar, gerne!" Er strahlt. "Ich kenne ein tolles kleines Restaurant in der Altstadt, das..."

"Ich dachte ans La Liz."

Vinny stockt für einen Moment, fängt sich dann aber wieder. "Das La Liz... klar, warum nicht?"

"Super, treffen wir uns um halb sieben davor?"

"Ich kann dich auch abholen!"

"Nicht nötig. Dann also bis heute Abend!"

Fast fluchtartig mache ich mich auf den Weg in die Umkleiden.

So ein Mist, was ist da nur mit mir durchgegangen? Der arme Kerl macht sich vielleicht Hoffnungen... Und dann schlage ich auch noch das teuerste Restaurant der Stadt vor. Warum muss Merlin auch ausgerechnet dort arbeiten? Mit Vinny an meiner Seite werde ich sicher sowieso keine Gelegenheit bekommen mit Merlin allein zu reden.

Aber zurückgehen und die Verabredung absagen kann ich jetzt auch nicht mehr, der denkt doch ich bin bescheuert!

Andererseits ist es vielleicht ein Anfang, Merlin etwas näher zu kommen.

Mit flauem Gefühl im Magen pelle ich mich aus den Sportklamotten und stelle mich unter die kalte Dusche.

Ich darf mein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Nur eine Woche bleibt mir noch, um an Informationen zu kommen, die uns weiterhelfen.


Es ist bereits 18:20 Uhr, als ich das Haus endlich verlasse, um mich auf den Weg ins La Liz zu machen. Normalerweise mache ich mir nicht viele Gedanken um das, was ich anziehe. Das war heute anders. Immerhin will ich bei so einem schicken Restaurant angemessen gekleidet sein. Andererseits möchte ich auch nicht zu aufgetakelt erscheinen, um Vinny nicht den Anschein zu geben, es handele sich um ein Date. Meine Hoffnung ist, ihm gleich zu Beginn klarmachen zu können, dass es sich nur um ein gemeinsames Abendessen handelt, mehr nicht.

Ich stand bestimmt zwei Stunden vor meiner Kommode und habe ein Kleid nach dem anderen anprobiert - von den wenigen, die ich besitze. Schließlich entschied ich mich für Jeans und Bluse, nur um dann kurz vor 18 Uhr alles nochmal umzuschmeißen und doch ein Kleid anzuziehen. Dabei verfing sich der Reißverschluss in meinen Haaren und meine kunstvoll arrangierte Frisur war zunichte. Also doch offene Haare... Immerhin weiß ich jetzt, warum keine Stylistin aus mir geworden ist.

Zum La Liz brauche ich zu Fuß eigentlich 15 Minuten. Die hohen Absatzschuhe machen mir nach zehn Metern klar, dass ich heute länger brauchen werde. Ich bin es einfach nicht gewohnt, auf diesen Dingern zu laufen!

Als das Restaurant endlich in Sichtweite ist, tun meine Füße weh, mein Gesicht ist schweißnass und fühlt sich obendrein auch noch rot an.

Vinny steht vor dem Eingang und sieht sich suchend um. Er entdeckt mich und ich kann sogar aus 20 Metern Entfernung sehen, dass ein erleichtertes Strahlen seine eben noch vom Runzeln faltige Stirn glättet. Er geht mir entgegen.

"Joelle! Guten Abend, du siehst toll aus!"

Ich glaube ihm kein Wort und lächle nur matt. "Tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Ich..."

"Das macht doch nichts, sind doch nur fünf Minuten. Komm, ich habe uns schon einen Tisch gesichert!"

Er hält mir die Tür auf und gemeinsam betreten wir das La Liz. Unser Tisch befindet sich etwas abseits von den anderen. Ich sehe mich im Restaurant um und bewundere die edle Inneneinrichtung, während wir Platz nehmen.

"Also... Vinny...", beginne ich etwas unbeholfen, nachdem wir uns gesetzt haben. "Ich freue mich, dass du dem gemeinsamen Abendessen gleich zugesagt hast."

"Na klar!"

"Und ich glaube, dass wir gute Trainingspartner werden könnten." Dabei versuche ich das Wort "Training" so deutlich wie möglich zu betonen.

"Das wäre schön, ja!" Vinny schaut mich amüsiert an und wirft dann einen Blick in die Karte. "Oh wow! Was es nicht alles gibt."

Auch ich riskiere nun einen Blick auf die Speiseauswahl, bin aber eher von der Preisklasse geschockt. Vinny lässt sich nichts anmerken und freut sich wie ein Kind über die ausgefallenen Namen der Gerichte.

Wir entscheiden uns schließlich für "Ahi-Würfel mit vegetarischem Wasabi-Matrix" und "In gereiftem Jus geschmorte Pâté".

"Was machst du so, wenn du nicht im Fitnessstudio bist?", fragt Vinny und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.

Ich folge mit meinem Blick dem Kellner, um herauszufinden wo die Küche ist, sodass eine kurze aber dennoch unangenehme Pause entsteht, bevor ich antworte.

"Ich bin Polizistin."

Vinny zieht die Augenbrauen hoch und lacht. "Dein Ernst? Wow, Polizistin! Klasse!"

Ich bin überrascht über seinen Enthusiasmus. "Wo arbeitest du?"

Vinny zögert kurz. "Ich bin Fotograf. Hab ein kleines Studio bei mir im Keller. Läuft aber nicht so gut, deswegen jobbe ich nebenbei noch in einer Bar."

"Das tut mir Leid. Dass es nicht so gut läuft, meine ich. Woran liegt es denn deiner Meinung nach?"

Vinny wiegt abschätzend den Kopf hin und her. "Ich bekomme wenig große Aufträge. Und von Pass- und Pärchenfotos allein kann man eben nicht leben."

Die Getränke kommen und er hebt sein Glas. "Auf uns!"

Ich nicke. "Ja, auf uns als zukünftige Trainingspartner!" Ich hoffe, dass er nun mal langsam meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hat.

Bis das Essen kommt vertreiben wir uns die Zeit mit Smalltalk. Ich erfahre, dass Vinny älter ist als ich dachte (32), er studiert hat (Fotografie an der State University), seine Familie aus Windenburg weggezogen ist (nach Newcrest) und er sich das Haus mit einem Mitbewohner teilt (der allerdings die meiste Zeit bei seiner Freundin wohnt).

Während Vinny fröhlich drauf los redet, werfe ich zwischendurch pausenfüllende Kommentare ein ("Du siehst aber jünger aus"), manchmal auch geistreiche ("In Newcrest gibt es doch dieses tolle Museum mit Werken von Veonardo La Dinci") oder auch unsensible ("Wenn der immer bei seiner Freundin ist, musst du dir vielleich bald einen neuen Mitbewohner suchen... Ich mein ja nur!").

Der Kellner kommt mit dem Essen und erlöst uns. Obwohl Vinny wirklich Spaß zu haben scheint. Beim Anblick des Essens reibt er die Hände aneinander und sieht mich triumphierend an.

"Das sieht super aus! Oh Mann, wie lange war ich schon nicht mehr so gut essen!"

Unsere Teller sind schnell leergeputzt (was in meinem Fall eher an der übersichtlichen Portion lag und weniger am Geschmack) und als der Kellner kommt, um unsere Teller abzuholen, räuspere ich mich. Aber Vinny kommt mir zuvor: "Du willst bestimmt noch Nachtisch, oder? Ich auch! Wir hätten gerne zweimal das Orangen-Sorbet."

Ich will einschreiten (ich sehe wieder die Preise vor meinem inneren Auge), aber Vinny lächelt mich so glücklich an, dass ich nicht widersprechen kann.

Bevor der Kellner sich zum Gehen wendet, frage ich: "Arbeitet heute Merlin Doro in der Küche?"

Der Mann stutzt kurz, nickt dann aber. "Ja, Herr Doro ist der Souschef des Hauses."

"Könnten Sie ihm bitte einen Gruß von Joelle Lux ausrichten? Ich möchte mich für das vorzügliche Essen bedanken."

"Sehr gern." Der Kellner verschwindet und Vinny schaut mich fragend an.

"Du kennst den Souschef?"

Ich nicke. "Ja, er ist ein alter Schulfreund."

Vinny zieht anerkenned die Mundwinkel nach unten. "Nicht schlecht, nicht schlecht!"

Dann erzählt er von einem Freund, der Barkeeper in einem Pub in Downtown ist.

"Downtown? Dort habe ich lange gearbeitet, bevor ich zurück nach Windenburg gekommen bin!"

Vinny runzelt überrascht die Stirn. "Echt? Ist doch aber ein ganz schön hartes Pflaster für Polizisten, oder nicht?"

Ich zucke mit den Schultern. "Ja, schon. Aber du hast doch heute morgen gesehen, dass ich ein starkes Mädchen bin."

Er lacht laut - so laut, dass sich einige Gäste pikiert zu uns umdrehen - und prostet mir mit seinem letzten Schluck Wein zu. "Da hast du Recht! Also: Auf dich! Oh, da kommt unser Eis!"

Ich sehe in die Richtung, in die Vinny zeigt und mein Herz beschleunigt seine Schlagzahl. Merlin tritt lächelnd an unseren Tisch, auf einem Tablett das Orangen-Sorbet.

"Joelle! Wie schön, dass du mal vorbeischaust! Darf ich euch euren Nachtisch servieren?"

Vinny hat nur Augen für das Sorbet, während ich Merlin freundlich anlächle. "Es hat wirklich fantastisch geschmeckt, Merlin. Da komme ich gerne öfter."

"Das freut mich." Er nickt unauffällig zu Vinny hinüber, der die Glasschale inzwischen in die Hand genommen hat und das Sorbet von allen Seiten eingehend betrachtet. Merlins Lippen formen tonlos die Frage "Wer ist das?"

"Oh, darf ich dir meinen... meinen Freund?! vorstellen." Merlin zieht bei meinen Worten die Augenbrauchen hoch. Auch Vinny schaut mich verdattert an.

"Ich meine... meinen Trainings... Trainingspartner! Wir trainieren zusammen, wir sind Trainingspartner." Ich merke wie ich rot werde.

"Ah ja." Merlin grinst und verschränkt die Arme hinter dem Rücken. "Freut mich dich kennenzulernen."

Die beiden nicken sich zu und Vinny widmet sich wieder dem Sorbet, das inzwischen zu schmelzen beginnt.

Ich merke wie Merlin zu einer Verabschiedung ansetzen will und frage schnell: "Geht es dir denn gut? Ich meine... wir konnten Freitag nicht wirklich viel reden und..."

"Ja, bei mir ist alles gut, danke! Ich glaube Kira und Dan veranstalten am Mittwoch eine kleine Grillparty. Meines Wissens wollte Kira dich auch einladen, vielleicht haben wir dann ja Gelegenheit, uns ausführlicher zu unterhalten."

Ich nicke erleichtert. "Das klingt gut!"

"Na dann. Lasst es euch schmecken!" Merlin verabschiedet sich mit einer angedeuteten Verbeugung und verschwindet wieder nach hinten.

Wir lassen uns das Sorbet schmecken, dann gibt Vinny einem Kellner das Zeichen zum Zahlen. Ich will mein Portmonnaie zücken, aber er winkt ab. "Aber nicht doch. Ich zahle!"

Ich protestiere, aber Vinny schüttelt eisern den Kopf. "Nix da, du bist heute eingeladen."

Ich kann zwar keinen Blick auf die Rechnung erhaschen, mir aber ungefähr ausmalen, was dieser Abend gekostet haben muss. Und Vinny zahlt jetzt auch noch dafür! Vinny, den ich eigentlich nur als Alibi mitgeschleppt habe. Vinny, der zwei Jobs hat, um sich übers Wasser zu halten!

Das schlechte Gewissen nagt an mir, als wir das Restaurant verlassen. Es ist kühler geworden, ein leichter Wind weht vom Wasser zu uns herüber.

"Darf ich dich noch nach Hause bringen? Ich würde dich ungern bei dieser Dunkelheit allein durch die Stadt laufen lassen."

Ich lache leise. "Hatten wir das nicht schon? Ich bin Polizistin!"

Vinny mustert mich ernst. "Du zitterst aber vor Kälte. Hier, nimm mein Jackett."

Dankbar lege ich seine Jacke über meine Schultern.

"Jetzt muss ich dich nach Hause bringen, damit ich mein Jackett wiederbekomme", grinst Vinny spitzbübisch und ich ergebe mich seinem Wunsch.

Langsam laufen wir durch die Neustadt - die im Übrigen hell erleuchtet ist von Straßenlaternen - und Vinny erzählt lustige Anekdoten von seinen Fotografen-Jobs. Als wir mein Haus erreichen, gebe ich ihm sein Jackett wieder und bedanke mich.

"Das war wirklich ein schöner Abend, Vinny. Danke!"

Vinny nickt und beugt sich vor. Als ich merke, dass er mich nur umarmen will, lasse ich es zu. Seine Umarmung ist kurz und warm. "Ich fand es auch toll. Das können wir gerne mal wiederholen."

Er zückt sein Handy. "Gibst du mir deine Telefonnummer? Dann schreib ich dir, wann ich das nächste mal im Fitnesstudio bin."

Wir tauschen unsere Nummern aus, dann verabschiede ich mich. "Bis bald, gute Nacht!"

Vinny hebt die Hand zum Gruß und lächelt. "Gute Nacht, Joelle!"

 

Als ich ins Haus gehe habe ich das gute Gefühl, dass dieser Abend gar nicht so umsonst war wie zunächst gedacht.